Sie möchten wissen was Ihre Immobilie wert ist und stoßen dabei auf Begriffe wie “Verkehrswert”, “Marktwert” und “voller Wert”? Wir erklären Ihnen was dahinter steckt und welche Methoden zur Wertermittlung Sie nutzen sollten.
Immobilien sind wertvolles Eigentum und werden in vielen Fällen immer wertvoller. Doch gerade weil sie Wertschwankungen unterliegen ist es wichtig, den aktuellen Wert einer Immobilie zu kennen. Wissen Sie, was Ihre Wohnung, Ihr Haus oder Ihr Grundstück wirklich wert sind?
Der Verkehrswert ist jener Preis, der zum aktuellen Zeitpunkt bei einem normalen Verkauf erzielt werden kann. Persönliche Umstände oder Vorlieben und emotionale Verwicklungen spielen hier keine Rolle. Die gesetzliche Grundlage hierfür bildet § 2 Abs. (2-3) des Liegenschaftsbewertungsgesetzes: “Verkehrswert ist der Preis, der bei einer Veräußerung der Sache üblicherweise im redlichen Geschäftsverkehr für sie erzielt werden kann. Die besondere Vorliebe und andere ideelle Wertzumessungen einzelner Personen haben bei der Ermittlung des Verkehrswertes außer Betracht zu bleiben.”
Der Begriffe “Voller Wert” und “Marktwert” sind Synonyme, die im Allgemeinen auch gängig sind. Etwas anderes hingegen bezeichnet der Beleihungswert einer Immobilie, denn hier geht es um jenen Wert, den eine Bank intern für die Immobilie als Darlehenssicherheit verwendet.
In Österreich gibt es vereinheitlichte Verfahren, an denen Sie sich bei der Immobilienwertermittlung orientieren können. Je nachdem um welche Art von Immobilie es sich handelt, kommt das Vergleichswertverfahren, das Sachwertverfahren oder das Ertragswertverfahren in Frage.
Für unbebaute Grundstücke und Eigentumswohnungen wird in der Regel der Vergleichswert als Verkehrswert ermittelt. Der Vergleichswert orientiert sich an Verkaufspreisen pro Quadratmeter von möglichst ähnlichen Immobilien. Wenn Sie eine ausreichende Anzahl vergleichbarer Verkäufe ermitteln können, leiten Sie den Vergleichswert für Ihre Immobilie einfach ab.
Da selten eine optimale Anzahl vergleichbarer Immobilienverkäufe vorliegt, werden Abweichungen eingeschätzt um einen möglichst aktuellen Verkehrswert zu ermitteln. Liegen vergleichbare Verkäufe zum Beispiel zwei Jahre zurück, dann muss die Wertentwicklung in diesem Zeitraum geschätzt und einkalkuliert werden.
Bei Reihenhäusern, Doppelhaushälften und Einfamilienhäusern gilt der Sachwert meist als Verkehrswert, weil diese Immobilien meist vom Eigentümer bewohnt werden. Der Sachwert beschreibt die “Wiederbeschaffungskosten” einer Immobilie. Also jene Kosten, um die Immobilie theoretisch mitsamt Grundstück im aktuellen Zustand “herzustellen”.
Es geht also um Baukosten und Kosten für das Grundstück abzüglich der Wertminderung durch das Alter der Immobilie. Der aktuelle Zustand ist deshalb besonders wichtig. Wenn notwendige Reparaturen und Instandhaltungsmaßnahmen aufgeschoben wurden, mindert das den Sachwert der Immobilie. Allerdings werden auch beim Sachwertverfahren aktuelle Vergleichswerte benötigt, insbesondere um den aktuellen Wert des Grundstücks zu ermitteln.
Mietshäuser, Mehrfamilienhäuser und Gewerbeimmobilien werden nach dem Ertragswertverfahren geschätzt, weil für den Eigentümer der zu erzielende Ertrag im Vordergrund steht. Der aktuelle Ertragswert beschreibt, welchen Ertrag eine Immobilie bis zum Zeitpunkt des wirtschaftlichen Zerfalls erwirtschaften kann - abzüglich aller Kosten.
Dabei werden nicht die aktuell bestehenden Mietverträge berücksichtigt, sondern eine Vermietung zu den vor Ort marktüblichen Mietpreisen. Dann werden die Einnahmen aus Miete und Pacht den Ausgaben für Instandhaltung, Renovierung und Modernisierung gegenübergestellt. Auch das Leerstandsrisiko wird berücksichtigt. Ob der Wert des Grundstücks gesondert berücksichtigt wird hängt davon ab, ob es zusätzlich zum Ertrag des Grundstücks beiträgt oder den Verkehrswert der Immobilie maßgeblich steigert.
Wir haben Ihnen gezeigt, wie der Verkehrswert in unterschiedlichen Fällen ermittelt wird. Je nachdem über welche Erfahrungs- und Vergleichswerte Sie verfügen, können Sie den Verkehrswert Ihrer Immobilie selbst schätzen. Im Internet finden Sie dazu hilfreiche Vergleichswerte.
Eine präzise und verlässliche Schätzung bietet allerdings nur die Meinung eines amtlich zertifizierten Experten, also im besten Fall ein Wertgutachten nach dem Hauptverband der Sachverständigen . Dabei werden unter anderem zusätzliche Faktoren wie der Energiehaushalt und der Einfluss des städtebaulichen Umfelds berücksichtigt. Im Grunde arbeiten aber auch die amtlichen Gutachter mit Vergleichswert, Sachwert und Ertragswert.